Presseartikel
Die pure Lust
Zeichnungen von Klaus Soppe im Garchinger Bürgerhaus
Garching – Es ist der Moment , der zählt, das, was das Auge erfasst und die Hand zeichnerisch umsetzt. Die künstlerische Ausdrucksform der Zeichnung ist nicht nur der unmittelbarste Seismograph von Gefühlen, sie legt auch das Talent, das Handwerk offen. Und doch ist die Kunst des Zeichnens nicht so sehr Handwerk allein sondern vielmehr Organwerk, das heißt, die Fähigkeit zu zeichnen ist in das Individuum integriert.
Ein Socher Mensch zeichnet nicht, sonder er ist Zeichnung. Für Klaus Soppe ist Zeichnung jene Urkraft, die ihn antreibt, aus der er schöpft, sie ist, wie der 1961 in Duisburg geborene Künstler selbst definiert, „die pure Lust, die pure Droge“. Bestimmten Vorgaben Ausdruck zu verlesen, das sei, so Soppe, das reizvolle an der Zeichnung, der eigentliche Anspruch. Banalitäten interessant zu gestalten, Gegebenheiten einen eigenen Blickwinkel zu verleihen, all das geht nur, und da ist Soppe glühender Verfechter des traditionellen Handwerks, wenn das Wissen vom Anatomie . Das Verhältnis von Linie und Form vorhanden ist. „Nur so können lebende Figuren entstehen.“ Lebendige Figuren Die Figuren von Soppe sind ledig. Mal sind es detailgetreue Linien, die bei anderen Bilden fast schon fotografischen Charakter haben, mal sind sie verschoben und nur angerissen. Form und Linienführung haben Schwung, verlesen der Figur Frische und vor allem Authentizität.
Nein, beschönigen will Soppe nicht, er zeichnet, was er sieht, und genau das ist Schönheit. Beeindruckend, und das zeigt die Ausstellung sehr umfassend, ist die Vielseitigkeit Soppe. Landschaftsbilder, Portrais, Akte, Stillleben und Illustrationen zeigen einen Künstler, der mit scharfem Blick beobachtet und das Gesehene Umsetzt. Und immer gelingt es ihm, neue Sprachen zu. Sprechen, seinen Zeichnungen Persönlichkeit und Eigenwilligkeit zu verleihen.
Das eine Ausstellung ausschließlich einmal Zeichnungen eines Künstlers präsentiert, ist nur zu loben. Denn leider erst die Zeichnung in Zeiten der Schnelllebigkeit und er Sucht nach purem Unterhaltungswert keine Renaissance. Dabei ist sie Grundsubstanz für jedes Bild, Elixier für jede Form und Räumlichkeit. Dieses unmittelbare Verhältnis zur Welt bezeichnete Ernst Jünger als „gewachsene Urkraft“, die Bestand habe.
Voraussetzung: „Das Auge muss, und sei es auch nur für die Spanne eines Aufschlags, die Kraft bewahren, die Werke dieser Ehe wie am ersten Tag zu sehen.“ Klaus Soppe hat diese Kraft.
NICOLE GRANER